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Streuobstwiesenwettbewerb 2024

Im Frühjahr rief der Kreisverband zum diesjährigen Streuobstwiesenwettbewerb im Landkreis Merzig- Wadern auf. Insgesamt 15 Teilnehmer und Teilnehmerinnen meldeten eine Streuobstwiese an, so dass die vierköpfige Jury zwei Tage benötigte, um die gemeldeten Flächen in Augenschein zu nehmen. Das Spektrum reichte von einer liebevoll umgesetzten Neuanpflanzungen bis hin zu einer geschichtsträchtigen Streuobstwiese mit fast 100-jährigen Hochstämmen. Auch revitalisierte Streuobstwiesen und junge Streuobstinteressierte waren dabei. Zahlreiche der gemeldeten Wiesen werden seit Jahren, wenn nicht sogar Jahrzehnten, mit viel Herzblut gepflegt. Bei der Bereisung wurden Probleme diskutiert und, wenn möglich, Tipps gegeben. Ein besonderer Genuß war in diesem Jahr die frühlingshafte Stimmung auf den Streuobstwiesen, die vielen Obstblüten sowie die milden Temperaturen.

Die Feierstunde mit Prämierung fand am Tag der Streuobstwiesen, Freitag 26.04.2024 im Vereinshaus in Rappweiler statt. Im Vorfeld wanderte der Streuobstwiesenspezialist Hans-Walter Bauer mit Interessierten durch die blühenden Streuobstwiesen rund um Rappweiler und gab praktische Tipps zum Jungbaumschnitt.

Streuobstwiesen und Platzierung im Überblick

1. Platz  Mollemeyer - Merchingen

Der Altbestand auf dieser Streuobstwiese besteht aus 20 Hochstämmen, die über 90 Jahre alt sind und vom Schwiegervater (Jahrgang 1923) in seiner Schulzeit gepflanzt wurden. Der Jungbaumbestand ist zwischen 3 und 20 Jahren alt. "Gemäht" wird mit wolligen Vierbeiner und einmal im Jahr mit dem Traktormulcher. Hier findet man alte Apfelsorten wie 'Kaiser Wilhelm', 'Eibachhofer', 'Zitronenapfel', 'Jakob Lebel' und 'Winterrambur'. Ein Insektenhotel soll Wildbienen fördern. Das verwilderte Nachbargrundstück erhöht den Misteldruck und ist neben der Trockenheit der letzten Jahre eine große Herausforderung.

2. Platz  Dufke - Oberlöstern

Seit 1987 wird die Obstwiese mit den 15 Obstbäume gepflegt und kontinuierlich weiterentwickelt. Gemäht wird das Grundstück zweimal im Jahr, davon einmal vor der Ernte. Die Förderung von Vögel und Insekten sind dem gelernten Tischler wichtig. So findet man fast an jedem Baum ein selbstgezimmertes Vogelhäuschen. Aufgrund einer Wühlmauspalte mit zahlreichen Ausfällen, werden neugepflanzte Bäume nur noch in Drahtkörbe gesetzt. Bäume, Sorten und Arbeitsschritte wurden die Jahre über dokumentiert. Bei Pflege, Ernte und Verabeitung ist die ganze Familie bis hin zu den Enkeln involviert.  

3. Platz  Krista - Münzingen

Die Streuobstwiese mit 50 Obstbäumen beherbergt neben Apfel und Mirabelle, schwerpunktmässig Birnbäume, da diese zuverlässig jedes Jahr blühen. 15-20 Jahre sind die Bäume alt und werden in Eigenregie geschnitten - jährlich 5-6 Bäume. Sollte das Obst ursprünglich zum Herstellen von Brand dienen, wird es mittlerweile vor allem zur Herstellung von schmackhaftem Viez für den Eigengebrauch verwendet. Auch mehrere über 60 Jahre alte, "eichengroße" Mostbirnen dürfen am Rand der Obstwiese wachsen.

Sonderpreis Lebenswerk - Gross, Mondorf

Die Bäume wurden vor 40-50 Jahre vom Besitzer selbst gepflanzt und zeitlebens mit viel Liebe und Sachverstand gepflegt. Mit über 80 Jahren hat sich der Besitzer in diesem Jahr das erste Mal entschieden, die Bäume von einer Fachfirma schneiden zu lassen. Die Wiese mit Hanglage beherbergt verschiedene Obstarten. Hier kann man spüren, dass die Streuobstwiese hochgeschätzte Freizeitbeschäftigung ist. Die sehr artenreiche Kräuterwiese wird mit einem Aufsitzrasenmäher gemäht. Das Obst in der Familie verteilt und weiterverarbeitet.
Der Besitzer durfte sich über einen Korb voller regionaler Genussprodukten von der Streuobstwiese freuen: vom alkoholfreien Cider, über Apfelessig und Gelee bis hin zu Hochprozentigem.

 Sonderpreis Neupflanzung - Biesemann, Wadrill

Auf einer ehemaligen Schafweide wurde 2023 eine neue Streuobstwiese angelegt. 30 biozertifizierte Bäume (Apfel, Birne, Zwetschge, Walnuss und Mirabelle) wurden gepflanzt und mit einem Bienenstand ergänzt. Die Streuobstwiese liegt an einem Wanderweg. Von einem kleinen Holzsteg lässt sich die schöne Aussicht ins Wadrilltal genießen. Als Sonderpreis hat der NABU zwei kleinere Insektennisthilfen zur Verfügung gestellt, über die sich Familie Biesemann freuen durften.

Gross - Silwingen

Vom Senior-Chef angelegt, liegt dieses Streuobstwiesenparadies direkt hinter dem Firmengelände. Ein Idyll mit Teich, das man an dieser Stelle nicht vermuten würde.

Dr. Kühn - Düppenweiler

Am ältesten Haus in Düppenweiler findet man diese Streuobstwiese, die ursprünglich am Rand des Dorfes mit Übergang zur freien Landschaft lag. Die altersschachen Obstbäume wurden in den letzten Jahrzehnten nach und nach durch Nachpflanzungen ersetzt. Besonders bemerkenswert ist ein uralter Birnbaum von ca. 1860 sowie ein stattlicher Walnußbaum. Die Wiese beherbergt eine große Artenvielfalt. Neben Birnen und verschiedenen Apfelsorten wie  'Rheinische Schafsnase', 'Rheinischer Krummstiel', 'Roter Eiserapfel' und 'Melrose', sind hier Vogel- und Süßkirschen, Mirabelle, Hauszwetschge, Pfirsich, Eßkastanie, Mandel und Mispel zu finden.

 Hanowski - Rappweiler

Diese Streuobswiese beherbergt einen ausgeglichenen Jung- und Altbaumbestand. Es erfolgt eine maschinelle Untermad. Schnittgut wird zu  Totholzhaufen aufgeschichtet und bietet Nützlingen sowie den natürlichen Feinden der Wühlmäuse Unterschlupfmöglichkeit.

 Groß - Mitlosheim

Mit Zustimmung der Wiesenbesitzer konnte diese, in Pacht befindliche, Streuobstwiese "wachgeküsst" werden. Der Altbestand war sehr stark eingewachsen und wurde mit einer riesen Portion Engagement und vereinten Kräften von Wildwuchs befreit und neu eingesät. Die Obstbäume wurden selbst geschnitten. Der erste Baum wurde nachgepflanzt, weitere sollen folgen.   

 Gimler - Wahlen

Keine Mistel ist mehr in dem zuvor stark verwilderten Streuobststreifen zu finden. Mit viel Sachverstand sowie Zeit- und Energieaufwand wurde diese Streuobstweise revitalisiert und mit Neupflanzungen ergänzt. Wasserfässer ermöglichen das Wässern. Die Arbeiten sind noch in Gang, Totholzhaufen sollen entstehen und weitere Nachpflanzungen erfolgen. 

 Braun - Wahlen

Einst ein gewagtes Projekt des Vorbesitzers und von vielen als "Todgeburt" verschrien, steht dies Streuobstwiese an einem sehr feuchtem Standort. Doch die Zeiten ändern sich und so profitiert diese Wiese in Zeiten des Klimawandels mittlereweile von dem relativ feuchteb Boden. Ein gemähter Weg lädt zum Durchwandern des üppigen Bestandes ein. 

 Barth - Ballern

Nebelverhangen präsentierte sich die Streuobstwiese am Tag der Besichtigung frühmorgens. Die Bäume werden regelmäßig gepflegt und in Eigenregie geschnitten. Die Mehrgenerationen- und Familienwiese weist eine ausgeglichene Baumaltersstruktur durch Nachpflanzungen vor. Lange Zeit wurde die Wiese zur Heugewinnung für Pferde genutzt. Ein gut gemeinter, aber falscher Schnitt durch einen Bekannten wird einfühlsam und sukzessive ausgeglichen. Ein Beispiel wie mit einer einzigen Schnittmaßanahme die fachgerechte Pflege von Jahrzehnten nahezu zunichte gemacht werden kann. Wenn überhaupt möglich, dauert es Jahre, bis dies wieder "verwachsen" hat.

 Mohr - Tünsdorf

Diese sehr gut gepflegte Streuobstwiese mit ausgeglichener Baumaltersstruktur besticht durch einen wunderschönen Ausblick. Die alten Birnbäume wurden wegen zu starkem Mistelbefall gekappt. Misteln sind in der Umgebung ein riesengroßes Problem. Die Lage der Wiese an einem Wanderweg macht die Unterbeweidung mit Rindern äußerst schwierig - für ungeborene Kälbchen kann Hundekot, der beim Weiden aufgenommen wird lebensgefährlich sein.

 Kaiser - Mechern

Ein beachtlicher Bestand zeigt sich auf dieser Streuobstwiese in Waldnähe. Pferde beweiden die Wiese - ganz zur Freude vieler Spaziergänger.  Ein Wasserlauf ergänzt das idyllische Ensemble. Eigenverwertung wird groß geschrieben. Die Äpfel werden selbst gepresst und zu schmackhaftem Viez verarbeitet.

Paulus/ Schmitt - Bachem

Diese Streuobstwiese ist ein Enkelin-Großeltern-Projekt! In dem Altbestand werden die Misteln regelmäßig geschnitten und an die Ziegen verfüttert werden. Nebenan eine großflächige, fachgerecht angelegten Neuanpflanzung, die mittlerweile drei Jahre alt ist und die trockenen Sommer gut überstanden hat. Emma ist die jüngste Streuobstwiesenteilnehmerin und ein Hoffnungsschimmer an unserem "Streuobstwiesenhorizont".