Nisthilfen für Wildbienen richtig bauen

Zusammenfassung des Workshops mit Karl-Rudi Reiter, NABU


Allgemeine Informationen

Ein Großteil der Wildbienenarten sind Solitärbienen. Wohingegen Honigbienen, Hornissen, Hummeln und Wespen Völker mit einem Nest bilden. Bei den Hummeln, die man zum Seminarzeitpunkt im Freien fliegen sah, handelt es sich um Hummelköniginnen. Sie legen in einer Erdhöhle ein kleines Nest mit 5 - 6 Brutkammern an und versorgen dieses so lange selbst, bis die Arbeitshummeln geschlüpft sind. Dann steht dem Aufbau eines Volkes nichts mehr im Weg.  

Insgesamt gibt es rund 560 Wildbienenarten, die in Deutschland nachgewiesen wurden.

Insektennisthilfen aus Brutröhren oder Totholz mit unterschiedlich großen Löchern stellen für 18 - 20 Wildbienenarten eine effektive Schutzmaßnahme dar. Dazu zählt auch die Gehörnte sowie die Rote Mauerbiene, welche die Röhrchen besiedeln. Anfang bis Mitte März schlüpfen die Bienen und es beginnt die Schwarmphase. Die männlichen Tiere fressen nichts, sondern leben nur zur Begattung. Angenommen werden vor allem Insektennisthilfen, die bereits Ende Februar/ Anfang März zur Verfügung stehen.

Ein Großteil der heimischen Wildbienen sind allerdings Sand- bzw. Erdbienen, die in Sand-Lehmmischungen nisten. Über 300 Wildbienenarten nisten in sandigen Böden, lehmigen Böschungen oder Erdhügeln. In das Sand-Lehmgemisch graben die Wildbienen 30 - 40 cm tiefe Brutgänge. Wichtig ist die Konsistenz des Gemisches – reiner Spielsand funktioniert nicht. Wer ein sogenanntes „Sandarium“ anlegen will, sollte natürlichen Sandoberboden verwenden. Die Sandbeete dürfen nicht flächig zuwachsen und sollten lückig mit offenen Bodenstellen sein. Sie sollten nicht gaharkt oder umgegraben werden. Eine Faustformel sagt, dass die richtige Konsistenz bei Lehmwänden dann erreicht ist, wenn man in das trockene Lehm-Sandgemisch noch Löcher mit dem Fingernagel kratzen kann. Findet man Nester mit Mörtelanbauten, was wie kleine „Hörnchen“ aussieht, kann man sich besonders freuen, denn dann handelt es sich um spezielle und relativ seltene Mörtelbienenarten, die aus Sand-Lehmgemischen und eigenem Kleber kleine Brutzellen bauen.

Daneben gibt es auch Wildbienenarten, die in leeren Schneckenhäuschen nisten. Sie nutzen das Schneckenhaus als Brutstätte und bauen dort ihre Brutkammern hinein. Sie verschließen das Schneckenhaus mit einem Deckel und drehen den Eingang des Schneckenhauses nach unten um.  Deshalb sollte man Schneckenhäuser im Staudenbeet oder unter Sträuchern liegen lassen.

Die hier beschriebenen Niststätten sind nur ein kleiner Teil der vielseitig spezialisierten Wildbienenarten. Hierzu gibt es weiterführende Fachbücher! 

Insektenhotel links fachgerecht ausgeführt, rechts mit viel nutzlosem Material, © M. Rusch

Häufige Fehler bei Insektennisthilfen 

Insektennisthilfen, die im Handel käuflich zu erwerben sind, sind oft teuer und darüber hinaus noch fehlerhaft  Aber auch selbst gebaute Insektennisthilfen sind oft nicht optimal für die Wildbienen gestaltet. 

  • Die Löcher der Röhrchen sind oft zu groß. Genutzt werden von Wildbienen nur Löcher, die kleiner als 1 cm sind. (Ein gemischtes Angebot von 4 - 10 mm Innendurchmesser ist optimal.)
  • Es wird oft falsches oder unsinniges Material wie Holzstückchen oder kleine Zapfen verwendet.  Dies sieht zwar hübsch aus, hat aber für Wildbienen keinerlei Nutzen. 
  • Aufgrund einer fehlenden Rückwand, bläst der Wind durch.
  • Ein Überstand ist nicht vorhanden oder zu schmal.
  • Das verwendete Material ist gequetscht. 
  • Die Löcher im Holz sind unsauber gebohrt.
  • Nadelholz, manchmal sogar frisch und harzend, findet Verwendung.

 Der Länge nach geschnittenes Hartholz © M. Rusch

Das richtige Loch im richtigen Holz

Bei vorgebohrtem Holz, sollte man kein Stirnholz verwenden, da dieses reißen kann. Zudem enthält es lange Fasern, wodurch gebohrte Löcher innen oft nicht ganz glatt sind. Besser ist es einen Holzklotz der Länge nach anzuschneiden und in der Schnittfläche Löcher zu bohren. Es müssen sehr saubere Löcher gebohrt werden, die am Rand glatt sind (keine Fransen). Geeignet ist Hartholz (Buche, Kirsche, Zwetschge, Apfel, etc.) Nadelholz ist ungeeignet, da es zudem noch harzt und die Löcher verklebt. Die meisten Wildbienen können selbst keine Löcher bohren, sondern sind auf Käfergänge im Totholz oder vorgebohrte Löcher angewiesen. Die Löcher können im Durchmesser 6 – 10 mm haben. Je größer der Lochdurchmesser desto tiefer sollte der Gang sein. Die Röhrchen haben in der Regel 10 -15 cm.

Der richtige Platz und die richtige Ausführung

Die Insektennisthilfen sollten unter einem Dachüberstand angebracht werden. Bei einer freistehenden Insektenhilfe ist ein großer Dachüberstand sinnvoll. Am besten wind- und regengeschützt, also nicht Richtung Westen. Südseite ist nicht zwingend notwendig, die Insekten nutzen auch beschattete Röhrchen. Ein Draht vor der Nisthilfe schützt vor Vögeln. Der Abstand zwischen Röhrchen und Draht sollte mind. 5 cm betragen. Ohne Draht ziehen Vögel die Röhrchen heraus oder picken sie leer. Elstern ziehen sie auch zum Spielen heraus. Praktisch ist ein Häuschen mit Regalen und einer Tür, die mit Draht bespannt ist. Solange Specht, Meise und Co. die ungeschützte Nisthilfe nicht finden ist alles gut. Am besten werden Häuschen so groß gebaut, dass man gebündelte Brutröhren oder vorgebohrte Holzstücke immer wieder nachlegen kann.  Zudem sollte das Umfeld ausreichend Nahrungsangebot für die Wildbienen bieten. Dazu könnten artenreiche Blühflächen angelegt oder der Standort im Vorfeld entsprechend ausgewählt werden.

 

Gebündeltes Material für Brutröhren © M. Rusch

Das richtige Material für die Brutröhren

Grundsätzlich eignet sich jeder Pflanzenstängel im getrockneten Zustand, der innen hohl ist. Die Löcher müssen nicht zwingend rund sein. Auch eckige Röhren werden angenommen. Das Material sollte allerdings getrocknet sein. Je kleiner der Durchmesser, desto kürzer darf das Röhrchen sein. Ein glatter Schnitt ist immer sehr wichtig. Dafür eignet sich eine Bandsäge mit feinen Zähnen, eine Metallsäge oder eine Laubsäge. Verschiedene Materialien, wie z.B. Holunder, können im grünen Zustand noch gut mit einer Ast- oder Rosenschere in Stücke geschnitten werden. Im trockenen Zustand ist auch bei diesen Hölzern kein glatter Schnitt mehr möglich. Dann verwendet man anstelle einer Schere am besten eine Säge mit feinem Sägeblatt. Die Röhrchen müssen fest gebündelt werden, dazu eignet sich z.B. Klebeband. Alternativ fixiert man die Röhrchen durch Spannung in einer Dose, indem man sie dicht an dicht steckt. Auch mit Gips, Mörtel oder Lehm lassen sich die Röhrchen in der Dose fixieren. Dadurch wird auch die Öffnung am Ende der Röhrchen verschossen, sofern am Ende kein natürlicher Knoten ist. Dafür gibt man etwas Material in die Dose und rührt mit sehr wenig Wasser an. Die Röhrchen werden hineingedrückt. Dies eignet sich v.a. für weiches Material wie Schilf, das sich schlecht bündeln lässt, weil es durch die Spannung zusammengedrückt wird. Röhrchen mit Internodien wie Schilf oder Bambus, haben, richtig geschnitten, einen natürlichen Verschluss. Markhaltige Röhrchen müssen sauber aufgebohrt werden, sehr weiches Mark kann auch mit einem Schraubenzieher oder Metallstab entfernt werden. Beachtet man dies beim Schneiden nicht, müssen die Teilstücke aufgebohrt werden. Alle Röhrchen sollten nach hinten verschlossen sein. Dazu reicht es auch aus, wenn sie dicht an einer Rückwand anliegen.

Eine Auswahl an Materialien, die noch weitergeführt werden kann:

  • Pappröhrchen sind speziell dafür hergestellt und halten mehrere Jahre.
  • Lehmziegel mit insektengerechten Löchern sind zwar teuer und schwer, funktionieren aber.
  • Strangfalzziegel können ein- oder zweimal geschnitten werden. Die Löcher müssen wegen der Kratkante nachgebort werden. Sie sind teuer, sehen aber hübsch aus.
  • Nistbretter sind gefräst. In ihnen werden Wildbienen auch kommerziell für die Bestäubung gezüchtet. Nistbretter gibt es auch mit Plexiglasscheibe als Anschauungsobjekt für Kindergruppen. (Zwingend erforderlich ist es, dieses wieder exakt an den alten Platz zurückstellen, damit sie von den Wildbienen wieder gefunden werden).
  • Himbeerruten         
  • Bambus 
  • Schilf 
  • Brombeeren können auch in Trieben von 1 m gebündelt und senkrecht bzw. leicht schräg aufgehängt werden – nicht waagrecht. Verschiedene spezialisierte Wildbienen höhlen das Mark aus und machen bis zu 30 cm tiefe Bruthöhlen. Nässe und Wind macht nichts aus. Die Bündel müssen nicht trockenstehen, d.h. nicht überdacht sein.       
  • Forsythien (Jahresruten)        
  • Holunder (Jahresruten)
  • Japanknöterich (Die Hauptstängel sind im Durchmesser zu dick, aber die kurzen Seitenzweige mit einem Durchmesser von 5 - 12 mm eignen sich. Die Triebe sollten allerdings mindestens 10 cm lang sein. Die Triebe können nicht mit einer Gartenschere geschnitten werden, da sie sonst gequetscht werden.)        
  • Kiwi (vor allem die langen Jahrestriebe der winterharten Kletterpflanze)

 Ungeeignet

  • Chinaschilf (nicht hohl)
  • Riesenbärenklau (Stängel haben einen viel zu großen Durchmesser, zudem phototoxische Pflanze)
  • Lochziegel (zu große Löcher, zu scharfer Rand)
  • Ytongstein mit gebohrten Löchern (zu raue Oberfläche)
  • Unterschiedlich große Zapfen
  • Holzstücke oder Holzwolle
  • Moos

Zapfen, Holzstücke, Holzwolle, Stroh und Moos sehen hübsch aus, haben aber keinen Nutzen für Wildbienen. Sie dienen oft nur dazu Insektennisthilfen schnell und günstig zu füllen.

Wildbienenhotel mit Bambus- und Pappröhrchen in einer Dose - 14 Tage nach dem Seminar, © R. Günther-Arand


Karl-Rudi Reiter, stellvertretender Landesvorsitzende des Naturschutzbundes Saarland referierte am 25.03.2023 zum Thema „Insektennisthilfen richtig bauen“ beim Kreisverband der Obst- und Gartenbauvereine Merzig-Wadern und ließ in einem sehr kurzweiligen und informativen Vortrag die theoretischen Ausführungen durch viele mitgebrachte Anschauungsobjekte lebendig werden. Im Anschluss wurde im praktischen Teil auch gezeigt, wie man Insektennisthilfen für Wildbienen richtig baut.
Ein herzlicher Dank gilt an dieser Stelle Karl-Rudi Reiter für die lehrreichen Ausführungen! Wir haben viel gelernt!


Eine kleine Auswahl weiterführender Links:

www.wildbienen.info
Ausführliche Seite zum Thema Wildbienen

www.naturgartenfreude.de/wildbienen
Aufschlussreiche Seite zum Thema Insektenhotels

www.bienenhotel.de
Informationen und Equipment für die professionelle Zucht von Wildbienen

www.wildbienen.de
Sehr ausführliche Seite zum Thema Wildbienen

www.deutschland-summt.de
Initiative für Bienenschutz


Bei dem vorausgehenden Text handelt es sich um eine Zusammenfassung der Seminarinhalte vom 25.03.2023. Es besteht kein Anspruch auf Vollständigkeit. Die Links wurden zusätzlich ergänzt.

Text: Martina Rusch
Titelbild © pixabay